Timmo
Sep 6 2012, 10:33 PM
Hey Ho,
Ich habe mir gedacht, dass es nach den letzten, stressigen Tagen mal ein wenig Zeit für etwas neues, abwechslungsreiches ist. Ich werde euch eine Geschichte erzählen. Ihr Name lautet:
Hertha BSC - eine Leidensgeschichte
Es ist eigentlich keine Geschichte, sondern ein Bericht, schon vor einigen Monaten von mir selbst geschrieben. Er beruht auf einer wahren Begegnung zwischen mir und einem anderen 11x11 - User, als Beweis dafür, dass 11x11 uns nicht nur im Internet verbindet.
Ich würde mich freuen, wenn ihr unter den Kommentaren eure Geschichten erzählen könntet. Eure treffen mit anderen Usern.
Viel spaß beim lesen und schreiben!
Es war ein grauer Frühlingsdienstag. Englische Woche in der ersten Bundesliga. Spieltag. Die Bahn in richtung Warschauer Straße war voll, die Leute durch den Dunst voller Schweißperlen.
"Ich bin der mit dem schwarzen Kapuzenpulli" - Das war die einzige Information, die die eine Person von der anderen hatte. Heute hatte man sich zum ersten mal im wirklichen Leben verabredet, das erste mal außerhalb von 11x11, um sich endlich mal die heißgeliebte Hertha gemeinsam im Olympiastadion anzuschauen.
Die Türen der Bahn gingen auf und man begrüßte sich. Man ging aufeinander zu, vertraut, als ob man sich schon länger kennt, als ob man sich, bis auf die visuelle Ebene, nicht Fremd war. Sofort kamen die zwei Personen ins Gespräch. Es ging - natürlich - um das Spiel. Das Spiel gegen den SC Freiburg, richtungsweisend, eng prognostiziert, enorm wichtig. Da waren sich beide Personen sofort einig.
Ersteinmal ging es mit der S-Bahn richtung Ostkreuz. Die absolout verbaute Hauptstadt ließ nichts anderes zu - war doch die hälfte Berlins durch eben diese Baumaßnahmen der Bahn außer Kraft gesetzt. Am Bahnhof angekommen wurde ersteinmal die nächste Bank etwas Abseits des Bahnhofes angesteuert und ein Paar Pils geleert. Man hatte ja schließlich noch 3 Stunden Zeit bis zum Anpfiff.
"Na dann woll´n wa mal", Die zwei Gesichter richteten sich auf, sichtlich genervt von zwei Gitarrenspielern die meinten, sich nebenan auf der Bank im Gitarrespielen bekämpfen zu müssen.
Die Bahn richtung Olympiastadion stand schon da. Der Zug wurde sofort mit der Aussicht zweier Sitzplätze gestürmt. Mission erfolgreich! Nach einer halben Ewigkeit und im Verhältnis viel zu wenig Bier kamen wir am ( noch leeren ) S-Bahnhof Olympiastadion an. Der Tank wurde ersteinmal am nächsten Stehpissoir entleert - und, taktisch klug der Verkäufer - Am Bierstand nebenan wieder aufgefüllt. Die Taktik eben dieser Bierverkäufer war die beste Taktik, die man diesem Tag von Berlinern zu sehen bekam. Aber das konnte vor dem Spiel doch keiner ahnen. Der Preis für die Pils war allerdings auch dementsprechent meisterlich.
Nach 15 Minuten rumstehen wurden dann endlich die Stadiontore geöffnet. Genervt von den pingeligen Kontrolleuren am Eingang ( Wollte man sich durchschummeln, wurde man gnadenlos am Rucksack wieder zurückgezogen ) steuerte man dann den Blockeingang zu.
Karte zeigen, eintreten: Gänsehaut! Das Wohnzimmer, noch sperrlich befüllt, doch ein Orgasmus für jeden Fussballfan. Eingedeckt mit wieder mal 2 Pils machten die 2 Gesichter es sich gemütlich. Zahlreiche Toilettengänge und ausgiebige Gespräche später war es soweit: Schals nach oben, Hymne grölen, los gehts!!
Es wurde gelitten. Es wurde geschwitzt, es wurde gemeckert. Nach 7 Minuten ein unglückliches Eigentor - ärgerlich.... unnötig.... oh man !!!
Die zweite Halbzeit begann ebenso schrecklich wie die erste. Kaum Offensivdrang, die Freiburger kämpften, Hertha ließ den Ball laufen. Schnell war man sich im weiten Rund einig: So wird das nichts! Nach dem 0-2 und zahlreichen " Wir ham die Schnauze voll" - Parolen dann das 1-2. Anschluss durch Hubnik. Doch freuen konnte man sich nicht darüber. Das Spiel ging verloren.
20 Minuten saßen die meißten Zuschauer wie paralysiert da. Man hörte keinen Ton, außer ein paar leise Freudengesänge der Freiburger. Ja, die freuten sich natürlich, dazu hatten sie ja allen Grund!
Man begab sich nun langsam richtung Bahn. Ein Bierchen to go, dann auf den Bahnsteig. Man wusste nicht, ob man enttäuscht oder frustriert sein sollte. In der Bahn dann ein nettes Gespräch mit drei Freiburger Fans. Sie trösteten uns förmlich und wünschten uns viel Glück, wir schaffen das schon. Man sah sich skeptisch an. Naja, vielleicht dachte man synchron, was man sich gegenseitig durch die gerunzelte Stirn zu verstehen gab.
Nach langer Bahnfahrt - den Baustellen sei dank - und grob geschätzt 20 geschlossenen oder ausverkauften Imbissbuden steuerte man den Currywurstladen überhaupt an - Curry 36. " Zwee mal Zwee Curry mit Pommes bidde ". Man stellte sich nebeneinander an den Tisch, ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Die Currywurst wurde verputzt, der Mund wurde abgewischt und man verabschiedete sich. Es war ein eigentlich gelungener Abend, ein gelungenes Treffen. Aber dieses Treffen hatte einen kleinen, faden Beigeschmack.
Dennoch ist man sich einig: Liebe kennt keine Liga. Mit hängenen Köpfen ging es schließlich nach Hause.